3 Ölgemälde
ein Podcast von Andreas Morth und Saskia Zachau
Die drei Werke, um die es in diesem Podcast geht, waren jahrelang im Sezierraum des Altstädter Friedhofs untergestellt. Neben den Wegen der Gemälde berichtet dieser Podcast über die dargestellten Bildinhalte und stellt diese mit anderen bekannten Werken gegenüber. Auch wird auf die Tradition der Rezeption Alter Meister eingegangen...
Wie kommen die Bilder in das Stadtmuseum?
Wie genau die Gemälde nach Erlangen in die Altstädter Kirche gelangten ist nicht gewiss, jedoch war der Maler Johann Adam Weber in der Umgebung tätig. Sein Leben ist so gut wie nicht dokumentiert und Daten zur Geburt sind nicht vorhanden, vermutet wird jedoch, dass er in Spalt, ca. 50 km von Erlangen entfernt, das Licht der Welt erblickte. Nur einige signierte Werke geben Aufschluss wann und wo er zu Lebzeiten tätig war.
Die drei Werke, um die es in diesem Podcast geht, waren ursprünglich Teil der Altstädter Kirche, bis sie in den Sezierraum des Altstädter Friedhofs gelangten und in den 1960er Jahren restauriert wurden. 1970 wechselten sie dann abermals ihren Standort und wurden an das Erlanger Museum übergeben. Dort erhielten sie eine weitere, gründlichere Restaurierung.
Berühmte Vorbilder
Das einzige der drei Werke mit Signatur zeigt Christus in Emmaus und insbesondere der Hell Dunkel-Kontrast hebt bei diesem die Hauptmerkmale hervor. Als Vergleichswerk wird immer wieder ein sehr berühmtes Werk genannt: Das Emmausmahl von Caravaggio.
Webers Anbetung der Hirten zeigt die Geburt des Christuskindes und die Anbetung durch die Hirten. Durch die ähnliche Motivik und Darstellung der Szene ist das gleichnamige Gemälde des niederländischen Malers Gerrit van Honthorst ein geeigneter Vergleich. Beide Bilder zeigen die Maria, in den Farben der himmlischen und irdischen Liebe gekleidet, zärtlich auf das Christuskind blickend. Von Christus selbst geht ein Strahlen aus, welches den Hell-Dunkel-Effekt unterstreicht. Christus ist nicht nur die einzige Lichtquelle im Bild, sondern symbolisiert ebenfalls das spirituelle Licht der Welt.
Das letzte der drei Werke, die Pietà, unterscheidet sich in Stil und Farbigkeit stärker von den beiden vorangegangenen. Es zitiert den Kupferstich der Pietà di Caprarola von Annibale Carracci. Weber griff aus dem Vorbild nur die beiden Hauptfiguren heraus und zeigt die leidende Mutter mit dem toten Sohn.
Johann Adam Weber, Christus in Emmaus, um 1800. Erlangen, Stadtmuseum.
Bildnachweis für alle drei Abbildungen: Erlangen, Stadtmuseum.
Johann Adam Weber, Die Anbetung der Hirten, um 1800. Erlangen, Stadtmuseum.
Johann Adam Weber, Pietà, um 1800. Erlangen, Stadtmuseum.
Caravaggio, Das Abendmahl in Emmaus (Mailänder Version), 1606. Pinacoteca di Brera, Mailand.
Bildnachweis: Von Michelangelo Merisi da Caravaggio - The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=148778
Gerrit van Honthorst, Die Anbetung, 1622. Wallraf-Richartz-Museum, Köln.
Bildnachweis: Von Gerrit van Honthorst - The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=153010
Annibale Carracci, Pietà, um 1600. Museum di Capodimonte, Neapel.
Bildnachweis: Di Annibale Carracci - Web Gallery of Art: Immagine Info about artwork, Pubblico dominio, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5811655
Die Alten Meister im 19. Jahrhundert
Es ist ungewiss, ob Weber jemals Kopien oder Originale der Vergleichswerke gesehen hat, doch war das Rezipieren Alter Meister im 19. Jahrhundert weit verbreitet.
Es ist anzunehmen, dass Weber eine Ausbildung als Maler genossen hat, da er sich mit verbreiteten Motiven und Darstellungen auskannte. Möglicherweise reiste er nach Italien oder in die Niederlande um sich Werke anzusehen und Kopien anzufertigen. Künstlerreisen waren üblich und vor allem für Werkstattbetriebe war es wichtig eine ausreichende Sammlung von Kopien vor Ort zu haben. Diese dienten als Inspiration und/oder Referenz für weitere Werke.
Aber nicht nur für die Werkstatt oder den eigenen Gebrauch wurden Kopien bekannter und weniger bekannter Werke angefertigt. Teils schickten auch Auftraggeber die Künstler ins Ausland, um dort Kopien von Werken zu erstellen.
Ob Weber in einer Werkstatt tätig war, gereist ist und Originale studierte; aus seinen Werken geht hervor das er sich eingehend mit Stilen anderer Maler und Motiven der Zeit auseinandersetze und diese auf eigene Art wiedergab.
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Literatur
- Engelhardt, Heunoske, Lehmann (Hrsg.): Die Kunstsammlung des Stadtmuseums Erlangen. Bestandskatalog Bd. 1. Stadtmuseum Erlangen 2015. S. 84-85
- Giorgi Rosa: European Art of the Seventeenth Century. Getty Publications 2008. S, 347
- Gregori, Mina: Christ in Emmaus. In: The Age of Caravaggio. Metropolitan Museum of Art 1985. S.276, 308
- Kitson, Michael: The Complete Paintings of Caravaggio. Minnesota 1969. S.101
- Loh, Maria H.: New and Improved: Repetition as Originality in Italian Baroque Practice and Theory. In: The Art Bulletin Bd. 86, No. 3. CAA 2004. S. 477-504
- Mader, Felix (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken (= Die Kunstdenkmäler von Bayern 5). 11 Bde., Bd. 1: Stadt Eichstätt. Mit Einschluss der Gemeinden Marienstein, Wasserzell und Wintershof. München 1924. S.405
- Spezzaferro, Luigi: The Documentary Findings: Ottavio Costa as a Patron of Caravaggio. In: The Burlington Magazine 1974 Bd. 116, No. 859. Burlington Magazine Publications Ltd. 1974. S. 586