Der Weg des Wortes und die Reise des Paulus

ein Podcast von Janne Busch und Lea Jedynak

Sonntags hält Pfarrer Dr. Baumann seine Predigt von der Kanzel des Altars in der Altstädter Kirche Erlangen. Der Podcast erläutert die besondere Bau- und Funktionsgeschichte des Altars im Zuge der Reformation in Erlangen. Außerdem werfen wir einen genauen Blick auf die Paulusfigur – sowohl auf die Geschichte des Heiligen als auch auf spannende Entdeckungen an der Holzfigur selbst. Für ein besonders authentisches Hörerlebnis können Sie sich den Podcast vor Ort in der Altstädter Kirche anhören. Viel Spaß!

Gesprochenes Wort

Der heutige Kanzelaltar der Altstädter Kirche erweckt einen prachtvollen Eindruck barocker Kunst in Erlangen. Nachdem die Kirche 1706 einem Brand zum Opfer fiel, begann man 1709 mit dem Wiederaufbau und einige Jahre später mit Arbeiten an der Innenausstattung. Im Zuge dessen wurde zwischen 1720 und 1721 im Chor der Kirche der hohe Kanzelaltar von Johann Philipp Göbel, nach Vorlagen von Johann David Räntz, errichtet. Die Kanzel schwebt über dem Altar, sodass Wort und Sakrament einander zugeordnet sind. Der Gottesdienst bestehe aus Kommunikation und sei ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott und dem Menschen. Analog dazu sei die Predigt das gemeinsame Werk von Prediger und Gemeinde. Durch die Reformation kam der Predigt und somit auch der Kanzel eine höhere Bedeutung zu. Ein wichtiges Argument für das Einbauen der Kanzel in den Altaraufbau war das Bemühen, ein optimales Blickfeld zum Prediger von allen Plätzen aus zu erreichen. Der Weg des Wortes zur Gemeinde sollte so verkürzt und die Eindringlichkeit der Verkündigung des Evangeliums gesteigert werden. Die Kanzel diente aber nicht nur als Ort der Verkündigung des Gotteswortes, sondern fungierte ebenso als politisches Kommunikationsinstrument des Landesherren. So erfolgten von der Kanzel aus Bekanntgaben markgräflicher Verordnungen oder Mitteilungen.

Paulus

Die Figur Paulus taucht bis heute häufig in der christlichen Bildenden Kunst und insbesondere im Kirchenraum auf. Paulus, mit hebräischem Namen Saulus, wurde vermutlich zwischen 5 – 10 n. Chr. in Tarsus in der heutigen Türkei geboren. Während er zunächst als Verfolger der Christen umherreiste wurde er schließlich auf einer Reise nach Damaskus durch eine Vision bekehrt und zum Apostel berufen. Anschließend unternahm er Missionsreisen nach Kleinasien und Europa. Vom einstigen Verfolger selbst zum Verfolgten geworden, wurde Paulus schließlich während einer Reise nach Rom erneut festgenommen und der Legende nach durch Kaiser Nero um 67 n. Chr. als Märtyrer enthauptet.

Am Kanzelaltar der Altstädter Kirche in Erlangen entdecken wir die Figur rechts außen auf einer Volutenkonsole stehend, in vergoldetem Gewand und mit seinen Attributen, Buch und Schwert, gekennzeichnet.  Betrachtet man die Schnitzfigur von der Seite, fällt eine Schräge samt mittigem Loch in Höhe seines linken Unterarmes auf. Diese Stelle wirkt wie abgeschnitten, irritiert und wirft Fragen auf. Auch sein Zeigegestus nach schräg unten ins Leere stellt uns vor ein Rätsel. Wohin deutet Paulus also? Hat er vielleicht früher aus einer anderen Position auf die Kanzel oder den Altar gedeutet? Überlegungen zu diesen und weiteren interessanten Fragen werden im Podcast genauer beleuchtet.

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Elisabeth

Turmknopfurkunde

Literatur

  • Bothe, Rolf: Kirche, Kunst und Kanzel. Luther und die Folgen der Reformation. Köln, Weimar, Wien 2017.


  • Die Bibel. Nach Martin Luthers Übersetzung. Lutherbibel revidiert 2017.


  • Dürr, Renate: Kanzelaltäre zwischen Säkularisierung und Sakralisierung. In: Eva-Maria Seng (Hrsg.): Der Kirchenbau zwischen Sakralisierung und Säkularisierung im 17./18. Jahrhundert und heute, Berlin München, 2013, S. 54–74.


  • Girbert, Elisäus: Pfarrbrief von 1723 (Landeskirchliches Archiv PfA Erlangen)


  • Keller, Hiltgart (Hrsg.): Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst. 2. Aufl. Stuttgart 1970, S. 410–416.


  • Lang, Gisela (Hrsg.): Die Dreifaltigkeitskirche Erlangen-Altstadt 1721–1996: Festschrift zur 275-Jahrfeier des Wiederaufbaus. Erlangen 1996.


  • Mai, Hartmut: Der evangelische Kanzelaltar: Geschichte und Bedeutung. Halle (Saale) 1969.


  • Meißner, Helmuth: Kirchen mit Kanzelaltären in Bayern (= Kunstwissenschaftliche Studien 57). München u.a. 1987.


  • Schelter, Alfred: Orte der Verkündigung. Der evangelische Kanzelaltar. In: Jahrbuch des Vereins für Christliche Kunst in München Verein für Christliche Kunst München 26 (2013), S. 72–91.


  • Sitzmann, Karl: Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken. Kulmbach 1983.